Dort sein, wo die Nutzer sind, dort sein, wo die Nutzer sind….

Nachfolgender Beitrag findet sich als kleine Kolumne auch im neuen Blog Information and Web Science  der DGI (Deutsche Gesellschaft für Informationswissenschaft und Praxis)

Kennen Sie das auch? Sie halten einen Vortrag und wundern sich, dass am Ende sich die Zuhörer im Wesentlichen nur an die aufwändig gestaltete PowerPoint und die behutsam eingestreuten Scherze zur Auflockerung des inhaltsschweren Vortrags erinnern können. Und sind wir ehrlich zu uns. An was erinnern wir uns selber bei gehörten Vorträgen nach einem Jahr, ohne auf unsere Aufzeichnungen zurückzugreifen? Meist bleibt uns der Eindruck des Referenten. War er kompetent, umgänglich, humorvoll oder war seine Krawatte so ausgefallen damit sie in die ewigen Jagdgründe unseres Gedächtnisses eingeht. Ein Weg, dem zu begegnen, ist sich schon fast mantraartig zu wiederholen und die Kernbotschaft des Vortrags immer wieder und wieder ins Gedächtnis der Zuhörer zu schreiben.

Eine dieser Botschaften bei meinen Vorträgen in den letzten Jahren war: „Dort sein, wo die Nutzer sind“. Ich meinte dies immer nicht nur bezogen auf den virtuellen Raum, sondern auch auf den physischen Ort des Aufenthalts. Um überhaupt aber diesen virtuellen Raum nutzen zu können, ist aber natürlich eine gute Netzanbindung notwendig, die zum Beispiel über eine Universaldienstverpflichtung zu realisieren wäre. Hier hat die Politik noch ihre Hausaufgabe zu machen. Ich möchte jetzt aber nicht über den Breitbandausbau oder darüber philosophieren, dass eine Trennung zwischen virtuell und real heute eigentlich nur noch schwer vorzunehmen ist, sondern vielmehr einen Blick darauf werfen, was wir aus dieser Botschaft „Dort sein, wo die Nutzer sind“ gemacht haben.

Viele haben das Begriffspaar virtueller Raum gleich mit dem Begriff Internet gesetzt, aber nur das World Wide Web verstanden und neue Dienstformen wie App`s ausgeblendet. Daher ist außer vielen schlauen Publikationen in unserem Bereich noch nicht wirklich viel zu finden. Andere haben gleich nur World Wide Web gehört und Facebook verstanden. Zweifelsohne scheinen sich in diesem sozialen Netzwerk die Nutzer zu tummeln und so entstanden erst Facebookprofile im Namen von Institutionen, dann Gruppen und letztendlich die Repräsentationsform der Seite. Diese wurde in der Folge fleißig mit Informationen gefüttert, die natürlich nur zum Teil auf der Homepage der Einrichtung sich wieder fanden. Dabei sollte gerade das faktische Sterben von Plattformen wie Lokalisten und StudiVZ Warnung genug sein, sich nicht allein auf externe Anbieter zu verlassen.

Aber was wurde denn aus dem „Dort sein, wo die Nutzer sind“ auf Facebook? Eine sicher an dieser Stelle nicht genannt werden wollende Einrichtung war überrascht. Plötzlich waren hundert Nutzer in einem kurzen Zeitraum sicher wohl aus Versehen auf den „Gefällt mir“ Button gekommen. Es wurde sogar gemutmaßt, jemand könnte böswilliger Weise Geld für bezahlte Facebookfreunde aufgewandt haben. Wahrscheinlicher war es wohl, dass viele aus dem lokalen Umfeld auf die Seite aufmerksam wurden und tatsächlich die Arbeit der Einrichtung als so gut bewerteten, dass ein Klick auf den Button unvermeidbar war.
Aber was machten andere Einrichtungen? Manch einer war fleißig und baute seine Homepage in Facebook nach und war stolz, nun auch seinen OPAC in Facebook zu zeigen. Andere beschränkten sich darauf, intensiv über ihre Schließzeiten zu berichten. Wieder andere veröffentlichten fleißig lustige Späße anderer Einrichtungen aus allen Ländern der Informationswelt, die selbst unter Branchenkennern auf nicht mehr als ein Schmunzeln stießen. Viele informierten über die neuesten Inhalte ihrer Einrichtung und lagen damit zumindest gefühlt nicht allzu falsch. Nur was hat meine Einrichtung mit diesem fremden Content zu tun? An eine mögliche Individualisierung oder kooperative Erstellung von Inhalten wurde selten gedacht. Auch den möglichen Content mit den Nutzerinteressen gezielt zu kombinieren war nur selten zu beobachten.

Und jetzt? Jetzt haben wir in der Mehrzahl die technischen Hürden, um dort zu sein, wo die Nutzer sind, überwunden und können mit einem fundierten Kommunikationskonzept „Dort sein, wo die Nutzer sind“. Jetzt sind wir da. Machen wir etwas daraus.

Dann kann ich bald auch von einem anderen Mantra berichten…

Buchbeitrag: Wikis – Vom Wissensspeicher zum Wertschöpfungsinstrument

Social Media - Eine Herausforderung für Bibliotheken, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft

Kaiser, Ronald: Wikis – Vom Wissensspeicher zum Wertschöpfungsinstrument. In: Social Media – Eine Herausforderung für Bibliotheken, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. 1. Aufl. Wiesbaden: Dinges und Frick, 2012, S. 75-83, [BIT online / Innovativ] BIT online, Innovativ ; Bd. 39 ; Ratzek, Wolfgang [Hrsg.]

Brosch., 158 Seiten,
ISBN 978-3-934997-44-8
Euro 29,50

Kurzfassung
Ob in einem kulturellen, privaten, wirtschaftlichen oder behördlichen Kontext, die Social Media (Synonym: Soziale Medien) gewinnen zunehmend an Bedeutung. Von dieser Entwicklung sind auch Bibliotheken betroffen. Die Verantwortlichen müssen sich entscheiden, ob sie diese Entwicklung mitgestalten oder von der Entwicklung mit gestaltet werden wollen. Daraus resultiert eine neue Kultur der Teilhabe, wo im Prinzip jeder mit Hilfe sozialer Software die Entwicklung des Internets mitgestalten kann. Damit sind Informationseinrichtungen wie Bibliotheken aufgefordert, für diese Herausforderung adäquate Lösungen zu finden. Um dies zu leisten, kommen auf die bibliothekarischen und Informationswissenschaftlichen Studiengänge neue Aufgaben zu. Neben fachspezifischen Inhalten gewinnt der informations- und kommunikationstechnologische sowie der betriebswirtschaftliche Anteil zunehmend an Bedeutung. Aber auch die gesellschaftlichen, kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Implikationen sind in die Lehre zu integrieren. In einer komplexen, krisengekennzeichneten und chaotischen Zeit, wie der unsrigen, gehört der Blick über den Tellerrand zum Tagesgeschäft. In den folgenden Beiträgen entsteht eine Gesamtschau, die das Potenzial der Sozialen Medien breit gefächert aufzeigt. Im Mittelpunkt stehen neben theoretischen Betrachtungen vor allem die praktischen Beispiele.

Informare 2012 – Der Weg zum WISSEN. Digital!

Am vergangenen Donnerstag ging nach drei erlebnisreichen Tagen die Fachkonferenz Informare! zuende. Die Informare wurde 2012 unter dem Motto: „Der Weg zum WISSEN. Digital!“ zum zweiten Mal veranstaltet. Neben einem spannenden Programm und dem reinen Konferenzbetrieb mit hochrangigen Referenten wie: Hans-Joachim Otto (Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Technologie, Berlin)

Prof. Dr. Hans Uszkoreit DFKI und Universität des Saarlandes, Saarbrücken

Prof. Dr. Dr. h.c. Ingolf Pernice Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft – HIIG, Berlin

fanden auch dieses Jahr wieder zahlreiche Workshops und eine Ausstellung statt.

Ein persönliches Highlight war für mich dieses Jahr natürlich wieder das BarCamp, welches ich kurz zusammen mit Vera Münch moderieren durfte. Meine erste Bilanz: Deutlich mehr Teilnehmer als beim ersten Mal und etwas chaotischer. Aber dies ist ja in dem gewählten innovativen Format durchaus auch so gewünscht. Auch die Teilnehmer waren wieder mit hohem Engagement dabei, sodass die letzte Nacht Session erst um 2:02 Uhr ihr Ende fand. Nur im Onlineverhalten der Teilnehmer besteht noch Ausbaupotenzial, um die Ergebnisse der Diskussion auch im Netz besser zu dokumentieren.

Einige Konferenzteile konnte ich dieses Jahr auch per Video dokumentieren. So z.B. die:

Podiumsdiskussion: Informationsinfrastrukturen und Informationskompetenz

Moderation: Prof. Dr. Wolfgang G. Stock (Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf)
Teilnehmer:
Dr. Reinhard Brandl, MdB (Mitglied des Bundestags, Berlin)
Sabine Brünger-Weilandt (FIZ Karlsruhe — Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur)
Lisa Orszullok (Master-Studentin der ‚Informationswissenschaft und Sprachtechnologie‘,
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf)
Prof. Dr. Marc Rittberger (DIPF – Deutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung, Frankfurt und FH Darmstadt)
Dr. Christian Sprang (Börsenverein des Deutschen Buchhandels, Frankfurt)
Prof. Dr. Klaus Tochtermann (ZBW — Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft, Kiel / Hamburg)

Ein Blick in das: 2. Berliner Gespräch zu Internet und Gesellschaft

Dialog zwischen dem Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft (HIIG), dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI), dem deutsch-österreichischen W3C-Büro, sowie der Deutschen Gesellschaft für Informationswissenschaft und Informationspraxis (DGI) und Wissenschaftlern, Studierenden und Interessierten.

Moderation: u.a. Clemens Weins (DFKI, Berlin). Teilnehmer u.a. Direktoren des HIIG, Prof. Dr. Stefan Gradmann (DGI), Prof. Dr. Felix Sazaki (W3C-Büro)

Ein Blick in die Session:

Bibliotheken im Social Web: Wie aus Fans und Followern Kunden werden

Dr. Anna Maria Köck (Leitung Innovationsmanagement & Soziale Medien, ZBW Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft, Kiel / Hamburg auf der Informare

Social Media Guidelines der ZBW:

Weitere Beiträge zur Informare:

Frank Kings/ Frankfurter Buchmesse:

Informare! 2012: “Das schafft nur ein Cyborg”

boersenblatt.net
Wissen in der Community

Heinrich Rudolf Bruns:

Wenn ich mir was wünschen dürfte

Karsten Schuldt:
Wird Open Access nur noch in Universitäten stattfinden?

Hugo E. Martin
Informare 2012, Berlin – Splitter und mehr

Michael Lemster http://www.buchmarkt.de
Bei der Informare! 2012 diskutierten Informationsprofis bis hinauf ins Kanzleramt/Buchbranche spärlich vertreten

Gunnar Sohn
Überholen ohne einzuholen: Über den Nutzen Künstlicher Intelligenz für das Future Internet #informare12

Digitales Entwicklungsland: Warum der IT-Gipfel einen Heinrich von Stephan-Preis vergeben sollte #informare12

Future Internet-Panel auf der #informare12 um 17 Uhr: Wo sind die Denker für morgen?

Thesen zum Future Internet: Panel am 9. Mai auf der #Informare12

Audio: Zur Session von Gunnar Sohn und Heinrich Rudolf Bruns

Obi Wan Kenobi und das Future Internet

Gunnar Sohn
Warum liquide Demokratie Künstliche Intelligenz braucht

Vortrag auf der Berliner Wissenschaftskonferenz Informare von Professor Hans Uszkoreit vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI). Thema: Turings Traum weiter träumen. Mit Sprachtechnologie und KI auf dem Weg zur Social Intelligence.

Weitere Videos zur Informare von Gunnar Sohn

Dirk Lewandowski
Vorträge:
9. Mai, Berlin: Workshop „Direkte Nutzerunterstützung durch Suchvorschläge während der Eingabe der Suchanfrage“. Informare-Konferenz.
8. Mai, Berlin: Wie können wir (Suchmaschinen-)Nutzer besser verstehen? Informare-Konferenz.

Buchveröffentlichung: Library Success with web 2.0 services

Library Success with Web 2.0 services

Library Success with Web 2.0 services

2012, 150 Seiten mit Abb., softcover
ISBN 978-3-940862-32-7
25,00 €
Sprache: Englisch
Simon Verlag für Bibliothekswissen
Amazon

Wer kennt sie nicht, die Verwirrung der neuen Infrastruktur für Informationen und traditionelle Bibliotheksdienstleistungen? Meist stellen Begriff und Namen eine Mischung aus Englisch, eingedeutschten Begriffen und dem sogenannten Denglisch dar. Dem Verständnis der technischen Gegebenheiten stehen Schwierigkeiten gegenüber, die sich nicht nur aus der mangelnden Einsicht in technische Abläufe ergeben, sondern auch aus Sprachschwierigkeiten.

Das gut verständliche und an der Praxis orientierte Buch von Ronald Kaiser wurde ins Englische übersetzt – nicht nur für englisch sprechende Bibliothekare, sondern für alle, die sich über die neuesten Entwicklungen der Informations- und Kommunikationstechnologie schnell und verständlich orientieren wollen. Es charakterisiert Web 2.0 tools präzise und in der Anwendung.

Buchmesse in Leipzig

Am 16.03.2012 um 14.00 Uhr im Forum leipzig.liest.digital, Halle 5, Stand B600  findet ein Gespräch zwischen  Prof. Dr.  Zdzisɫaw Gębolyś, Katowice (Library Codes of Ethics Worldwide, ISBN 978-3-940862-24-2) und  Ronald Kaiser, Stuttgart / Berlin (Library Success with web 2.0 services, ISBN 978-3-940862-32-7) zum Thema Library Success with 2.0 services – ein verändertes Berufsumfeld statt. Es geht dabei um die Folgen des Wechsels der Bibliothek von 1.0 zu 2.0 für Informationsfachleute und Nutzer.

Buchbeitrag: Um mutig dorthin zu gehen, wo niemand zuvor gewesen ist

 Social Web – politische und gesellschaftliche Partizipation im Netz

Kaiser, Ronald: Um mutig dorthin zu gehen, wo niemand zuvor gewesen ist. In: Caesar, Ingo: Social Web – politische und gesellschaftliche Partizipation im Netz. 1. Aufl. Berlin: Simon Verlag für Bibliothekswissen, 2012, S. 105–111

115 Seiten,
ISBN 978-940862-33-4
21,00 €

Politische Implikationen der neuen Kommunikationsformen im Netz und das Social Web oder auch Bibliothek 2.0 werden analysiert. Scharfsinnige Beobachtungen der Gegenwart ermöglichen Prognosen für die zukünftige Nutzung des Webs und seiner Möglichkeiten zur politischen Partizipation. Einer positiven Bewertung der politischen Teilhabe aller Bürger durch das Netz stehen kritische Beobachtungen aus der gegenwärtigen Situation politischer Beteiligung gegenüber. Parteien und ihr administratives Handeln werden kritisch hinterfragt. Die Rolle der Bibliothek bei der Ausbildung einer für den Bürger immer notwendiger werdenden Informationskompetenz wird heraus gestellt.

Mein Schlußwort zum Buch ist auch in deutscher und polinischer Sprache hier abrufbar.

FaMI-Treff und LIS-Corner – Der Nachwuchs stellt sich vor

Zugleich im Blog der Buchmesse Frankfurt.

In direkter Nachbarschaft präsentiert sich der Nachwuchs der Branche in der Halle 4.2.

Die Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste, auch als FaMI bekannt, informieren über ihr vielfältiges Berufsfeld. Nur wenigen ist bekannt, dass die Ausbildung neben den klassischen Einsatzfeldern in Archiven, Bibliotheken, Informations- und Dokumentationseinrichtungen auch in Richtung der Bildagenturen und der Medizinischen Dokumentation gehen kann. Einen tieferen Einblick in das Berufsfeld zeigt auch der FaMI Film, der zu jeder vollen Stunde am Stand präsentiert wird.

An der LIS-Corner herrscht geschäftiges Treiben. Zum einen natürlich um die Besucher über die vielfältigen Studiengänge mit ihren unterschiedlichen Schwerpunkten zu informieren. Dieses Jahr sind die
Humboldt-Universität zu Berlin, Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft
Hochschule Darmstadt, Fachbereich Media – Studiengang Informationswissenschaft
Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg, Department Information
Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig, Studiengang Bibliotheks- und Informationswissenschaft
Fachhochschule Köln, Fakultät für Informations- und Kommunikationswissenschaften
Fachhochschule Potsdam, Fachbereich Informationswissenschaften

präsent. Aber auch der Austausch untereinander kommt nicht zu kurz, denn aus den unterschiedlichen praxisnahen Projekten und den Erlebnissen von den weltweiten Aufenthalten im Praxissemester gibt es viel zu berichten.

Einige mögen sich jetzt die Frage stellen, ob denn der Beruf mit Büchern überhaupt spannend sein kann. Dazu habe ich mich am Stand bei den Auszubildenden und Studierenden einmal umgehört.

PDA Patron Driven Acquisition – Fluch oder Segen für die Branche?

Zugleich im Blog der Buchmesse Frankfurt.

Ist PDA die Erwerbungsform der Zukunft? Verärgert PDA den Buchhandel? Wird die Bibliothek zukünftig nur noch kundengesteuert? Was wird aus dem Bestand und wie verhält es sich mit der Mehrfachnutzung? Dies wurde rege auf der SPARKS Stage in der Halle 4.2 diskutiert.

Der Gedanke der Partizipation schlägt sich auch in Bibliotheken nieder. Während zu früheren Zeiten das höchste Maß an Mitwirkungsmöglichkeiten noch der Anschaffungsvorschlag war, hat inzwischen ein erstes Umdenken eingesetzt. Weg von einer institutionsbezogenen, hin zu einer nutzungsgesteuerten Beschaffung von Medien. Natürlich bieten neue Ansätze viele Chancen. Doch auch die bestehenden Partner in der Landschaft der Wissenschaftspublikation wollen wissen, wo sie bleiben.

Dr. Eric Steinhauer zu PDA in Bibliotheken auf YouTube

So stellt sich die Frage, ob der Buchhandel für sich noch ein mit PDA verträgliches Geschäftsmodell findet und welche neuen Qualifikationen für das Personal hierfür notwendig sind. Verliert der Fachreferent in der Bibliothek seine Existenzberechtigung, oder muss dieser sich zukünftig verstärkt anderen Aufgaben widmen. Kann der Nutzer in der Informationsflut bestehen und hat dieser schon heute die Informationskompetenz nicht nur zum Finden, sondern auch zur Selektion und Aufbereitung der Datenbestände. Und wie sieht es hinsichtlich seiner Fähigkeiten zur qualitativen Bewertung von Informationen aus? Verpassen die großen Hoster von Fachinformation ohne PDA hier nicht eine Entwicklung und wie lässt sich der Angst von Verlagen entgegentreten, dass nicht mehr nur das Medium an sich verkauft wird, sondern letztendlich der Inhalt.

Diskussion verpasst?
Die komplette Disskussion können Sie hier komplett nachhören. (30 MB)

Kurzbiografien der Podiumsteilnehmer:
Dorothea Redeker
Dr. Dorothea Redeker ist seit 2007 selbstständige Branchenberaterin für die Buch- und Medienwelt. Nach ihrem Chemie- und Geographiestudium an der Rheinischen Friedrich-Wilhlems-Universität in Bonn arbeitete sie in verschiedenen Positionen bei Softwarehäusern und Informationsdienstleistern, u.a. als Marketingleiterin und Geschäftsführerin bei der Chemical Concepts GmbH (heute Wiley-VCH GmbH) und als Vertriebs- und Marketingdirektorin D-A-CH für die Ex Libris Group . Von 2004 bis 2007 leitete sie die Geschäftsstelle des Sortimenterausschusses (Vertretung der Buchhandlungen) im Börsenverein des deutschen Buchhandels e.V.

Jörg Pieper
Schweitzer Sortiment (Zwischenhandel)
Programm Manager Schweitzer Academic;
Geschäftsleitung Schweitzer Fachinformationen
Kamloth&Schweitzer oHG

Dr. Eric W. Steinhauer
Bibliothekar in Hagen
Eric Wilhelm Steinhauer (* 18. November 1971 in Unna) ist einer der prominentesten Bibliotheksjuristen Deutschlands und Vorkämpfer für deutsche Bibliotheksgesetze und Open Access.

Dr. Annette Klein
Bibliothekarin an der UB Mannheim
Leiterin der Abteilung Medienbearbeitung
Bestandsaufbau praktisch elektronisch
Vorträge u.a. zum Thema:
Patron DrivenAcquisition
Bestandsaufbau in Zukunft – Zukunft für den Bestandsaufbau?
CollectionBuilding im elektronischen Zeitalter

Katrin Siems
Vice President Marketing & Sales bei De Gruyter
Das Konzept namens “Patron Driven Acquisition (PDA)” soll “eine Möglichkeit sein, wissenschaftliche Inhalte für Forschungseinrichtungen besonders wirtschaftlich zur Verfügung zu stellen“, sagt Katrin Siems, Vice President Marketing & Sales bei De Gruyter. „Neben unseren Open Access-Angeboten und den traditionellen Vertriebsmodellen über Kauf und Abonnements wollen wir gemeinsam mit dem Forschungszentrum Jülich und anderen Partnern testen, wie diese Modelle möglichst kundenfreundlich umgesetzt werden können.“

Podcasts – Ein Weg zur Vermittlung von Fachinformation?

Zugleich im Blog der Buchmesse Frankfurt.

Am Rande der Buchmesse habe ich mich in der Halle 4.2 mit Alexander Kurz getroffen, um über Wege zu sprechen, Fachinformation via Podcast zu vermitteln. Herr Kurz ist einer der Pioniere der deutschen Podcasting-Szene und der Kopf hinter den Internetangeboten namhafter Spitzenpolitiker.

Ronald Kaiser: Herr Kurz, was ist eigentlich Podcasting und wo liegt der Unterschied zum Downloadangebot einer normalen Audio- oder Videodatei?

Alexander Kurz: Das besondere an einem Podcast ist – einfach gesagt – dass man Mediendateien jeder Art, also z.B. Audio- oder Videodateien durch diese Technik bequem abonnieren kann.

Ronald Kaiser: Was ist notwendig um Podcasts zu produzieren?

Alexander Kurz: Die technischen Voraussetzungen sind im Grunde sehr gering. Für einen Audiopodcast reicht ein Computer mit Mikrofon und einfacher Audiosoftware für Aufnahme und Schnitt aus. Videopodcasts erfordern eine Webcam oder Videokamera sowie Videoschnittsoftware. Je nach persönlichem Anspruch kann man den Grad der Professionalität sehr flexibel skalieren. Wer sich mit der Gerätschaft gut auskennt, kann dabei für erstaunlich wenig Kapitaleinsatz sehr professionelle Videos gestalten. Die produzierten Mediendateien müssen dann noch, verknüpft mit einer speziellen Indexdatei (dem RSS-Feed), auf einem Webserver bereitgestellt werden und schon kann man weltweit „senden“.

Ronald Kaiser: Wie kann man mit den geschaffenen Inhalten möglichst viele Menschen erreichen?

Alexander Kurz: Ein guter Startpunkt ist beispielsweise den eigenen Podcast bei iTunes anzumelden, das geht recht einfach mit wenigen Klicks und empfiehlt sich dringend, da dort das größte potentielle Publikum anzutreffen ist. Zudem sollte ein Podcast über die eigene Webseite oder einen Blog erreichbar sein, um Nutzer anzusprechen, die iTunes nicht nutzen, oder per Zufall über Suchmaschinen kommen.

Ronald Kaiser: Wie hat es sich ergeben, dass Sie so früh diesen Trend erkannt haben?

Alexander Kurz: 2005 kam Podcasting in den USA auf und es schien mir eine gute Idee zu sein, diese Idee aufzugreifen.

Ronald Kaiser: Fachinformationen sind sehr vielfältig. Welche Chancen sehen Sie, diese in Podcastform zu verpacken?

Alexander Kurz: Das Tolle beim Podcasting ist, dass man mit verhältnismäßig geringem Aufwand gezielt sehr spezielle Interessentengruppen ortsunabhängig ansprechen kann. Es ist wie bei Wirtschaftsgütern: Wenn man weiß, was die Kunden wollen, dann wird man auf dem Markt Erfolg haben. Man sollte sich deshalb vorher sehr genau fragen, wen man erreichen will und wie man die Inhalte für die eigene Zielgruppe am sinnvollsten aufbereitet.

Ronald Kaiser: Könnten sich auch neue Zielgruppen ergeben?

Alexander Kurz: Durchaus! Podcasts werden i.d.R. für jeden zugänglich im Internet bereitgestellt und warten somit nur darauf entdeckt zu werden. Die Chance, Informationen direkt an den Endkunden senden zu können, sollte man sich nicht entgehen lassen.

Ronald Kaiser: Zum Abschluß. Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?

Alexander Kurz: „Nerd Attack! Eine Geschichte der digitalen Welt vom C64 bis zu Twitter und facebook“ von Christian Stöcker